Geschichte

Zur Geschichte der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft

 

 

 

1325
Löwenburger Kogelschützen
Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft
2012
687 Jahre Schützenwesen in
Bad Honnef

Kaum eine andere noch existierende Gruppierung hat eine solch lange Tradition, wie die der Schützenbruderschaften.

Dabei muss man allerdings unterscheiden zwischen dem Schützenwesen und dem Bruderschaftswesen.

Schützen und Bruderschaften führten teilweise über Jahrhunderte ein eigenständiges Leben.

Auch Bad Honnef fanden erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts die (Kogel-) Schützen und die Bruderschaften zu einander.

Daher zunächst einmal einige Bemerkungen zu den mittelalterlichen Verhältnissen im Rheinland und den Ursprüngen von Schützen und Bruderschaften.

Die Entstehung des Schützenwesens im Rheinland

Nachweislich verbreitete sich das Schützenwesen Ende des 13. Jahrhunderts aus Flandern bis in die Rheinlande. Bedingt durch die zunehmende Verstädterung der flandrischen Handelsmetropolen entstand auch eine zunehmende Verunsicherung durch Raub und Plünderungen. Es war also nur logisch, dass sich in dieser Zeit Gilden bildeten, um den erworbenen Wohlstand zu sichern. Es war die Aufgabe dieser Gilden zu schützen. Dazu bedurfte es natürlich solcher Waffen, die auch von einfachen Bürgern zu handhaben waren. Ausgangs des 13. Jahrhunderts waren dies Pfeil und Bogen und die Armbrust. Erst später kamen dann die Feuerwaffen dazu.

Auch in Bad Honnef, das im Spätmittelalter zum Amt Löwenburg gehörte, bildete sich eine solche Schützengilde. Diese Gilde hatte die klassischen Aufgaben einer „Civil Miliz“, d.h. man hatte im Auftrag des Landesherren für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Wann genau diese Schützengilde gegründet wurde steht nicht genau fest. Allerdings spricht vieles dafür, dass dies in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschah.

Denn die Schützen hatten im gesamten Amt Löwenburg den Namen Kogelschützen. Dieser Name weist auf die charakteristische Kopfbedeckung, die die Schützen zu tragen hatten,  hin. Kogel ist eine  andere Bezeichnung für die Gugel, die zu Beginn des 14. Jahrhunderts auch in gehobenen Kreisen in Mode kam.

Das Amt Löwenburg und somit die Herrschaft Löwenburg umfasste Honnef, Ober- und Niederdollendorf, Römlinghoven, Holtorf, Oberkassel, Ramersdorf, Küdinghoven, Limperich, Beuel, Rheidt, Sieglar, Niederkassel, Overath, Aldenrath und Rodenkirchen.

Aufgaben der Kogelschützen

„Ihre Aufgabe bestand darin ihren Fürsten zu empfangen und zu begleiten, wenn er und solange er sich innerhalb des Amtes aufhält. Weiterhin waren die Schützen gehalten, wenn sie dazu bestimmt wurden, Zwangsvollstreckungen gegenüber Schuldnern des Fürsten durchzuführen, auch Gefangene zu bewachen. Sie mussten Nachtwachen halten, Ausschreitungen verhindern, diejenigen im Arrest halten, die im Löwenburger Land an Orten, wo öffentliche Märkte stattfanden, Unruhe stiften konnten.“
Aus Ephemerides (1691) von Franz Xaver Trips

Rechte der Kogelschützen

Aus „Pro Memoria“ von Hammelrath 1808: Die Gerechtsame des Corps sind:
u.a.

– das Recht der Aufzüge bei öffentlichen Festen, Prozessionen etc., Vogel- und Scheibenschiessen
– ausschliebliches Recht, Waffen zu tragen
– ausgezeichnete öffentliche Achtung

Die Entstehung der Bruderschaften

Die Entstehung der christlichen Bruderschaften geht bis auf das 5. Jahrhundert zurück. Zunächst waren es reine Gebetsbruderschaften, die speziell für das Seelenheil der Verstorbenen beteten. Später kamen dann weitere caritative Aufgaben dazu, wie die Betreuung der Kranken und die Bestattung der Toten. Speziell zu Zeiten der großen Pestepedemien blühten die Bruderschaften auf (Mitte des 14 Jahrhunderts).

Alle Bruderschaften stellten sich unter den Schutz eines Heiligen, der die Belange der Bruderschaft am besten verkörpert.

Viele Bruderschaften stellten sich unter den Schutz des hl. Sebastian. Er sollte wegen seines christlichen Glaubens durch Bogenschützen getötet werden. Obwohl er von vielen Pfeilen durchbohrt wurde, überlebte er dieses Martyrium und starb erst später 287 (diesmal von den Soldaten des römischen Kaisers mit Knüppeln erschlagen). Pfeile waren schon in der Antike Symbol für die Übertragung der Pest, da man die Übertragung auf unsichtbare Giftpfeile zurückführte.

Ähnlich wie für die Kogelschützen gibt es keine genauen Kenntnisse über die Errichtung von Bruderschaften in Honnef. In einer „Erkundigung“ des Jahres 1550 wird von drei Bruderschaften in Honnef berichtet, nämlich die unserer l. frauwen, die des S. Sebastianus und die des S. Servatii. In einem Kirchenvisitationsprotokoll aus dem Jahre 1578 geht eindeutig hervor, dass eine St. Sebastianusbruderschaft in einer nicht mehr feststellbaren, lange zurückliegenden Zeit von „ Schützen meines gnädigen Fürsten und Herrn“ errichtet worden sei. 1578 war der Grund für ihre „Aufrichtung“ längst vergessen und die Bruderschaft war zu einem Klub befreundeter alter Männer geworden, die sich regelmäßig oder gelegentlich beim Wein trafen.

Von den beiden anderen Bruderschaften ist nicht mehr die Rede.

Man kann davon ausgehen, dass die Bruderschaften zwar von den Kogelschützen errichtet wurden, das es aber getrennte Vereinigungen waren. Neben den bereits erwähnten Quellen gibt es keine weiteren Hinweise auf die Bruderschaften. Zu den Kogelschützen gibt es eine Vielzahl von Hinweisen bis zu deren Auflösung zu Beginn des 19. Jahsrhunderts.

Eine erste direkte Verbindung zwischen Schützen und Bruderschaftswesen lässt sich aus der Satzung der Junggesellen Sodalität von 1842 ableiten. Hier wird auf Bestimmungen aus dem Jahre 1799 hingewiesen.

Nach dem Abzug der Franzosen im Jahre 1815 gab es kein Herzogtum Berg mehr, keine Kogelschützen und keine rheinische Gemütlichkeit; die Preußen hatten das Regiment übernommen. Es gelang dem Vikar Theodor Köppchen den bruderschaftlichen Zusammenhalt unter den Jungmännern wieder herzustellen. 1820 konnte erstmalig ein Vogelschiessen von den Junggesellen durchgeführt werden. Im Jahre 1823 konnte dann Theodor Köppchen selber die Königswürde erringen.

Das Königsschild, das er seinen Junggesellen stiftete, ist das Schönste an unserer historischen Königskette.

Der lateinische Spruch sollte seinen Junggesellen die Unbeschwertheit des Junggesellendaseins nahebringen:
„Was ich auch habe, ich trag es bei mir, sprach einst Bias, der Weise,
Drum hat ein Weib besessen der sicherlich nicht“
Bias von Priene war einer der sieben Weisen des Altertums
(um 575 vor Christus)

Einige Jahre später hat sich dann offensichtlich auch eine Männerbruderschaft gebildet. In der Mitte des 19. Jahrhunderts haben dann beide Bruderschaften gemeinsam auf Kirmes ihr Schützenfest gefeiert. Die Königsschilder an unserer Kette geben ein beredtes Bild von diesen Jahren.

Bis 1881 war die Situation zumindest bei den Junggesellen noch intakt Anfang 1882 gründete sich dann der St. Sebastianus Schützenverein. Der Verein rekrutierte sich im wesentlichen aus St. Sebastianus Junggesellen-Bruderschaft. Ihr Zweck bestand in Schießübungen und geselliger Unterhaltung, in der Hebung der guten Sitten und brüderlichen Freundschaft.

Bereits um die Jahrhundertwende versuchten einige Schützenbrüder etwas über die Ursprünge des Schützenwesens in Bad Honnef zu ergründen. Nach vielen Mühen konnte man dann im Jahre 1925 die Schlußfolgerung ziehen, die Gründung der Kogelschützen könnte durchaus im Jahre 1325 erfolgt sein. Somit war die Möglichkeit gegeben im Rahmen der 1000-Jahr-Feier der Rheinlande das eigene 600jährige Bestehen zu feiern.

Im Jahre  1928 konnte der Schützenverein den heutigen Schützenplatz erwerben. Damit war der Grundstock für eine weitere erfolgreiche Vereinsarbeit gelegt. Der Verein hatte im Jahr 1933 über 140 aktive Mitglieder. Der Versuch der Gleichschaltung der kirchlichen Vereine zu reinen Sportvereinen im dritten Reich scheiterte an dem Widerstand der Sebastianer.

Das Vereinsleben vor, während und kurz nach dem 2. Weltkrieg fand nur noch in kleinem Rahmen statt. Mit der Gründung der Jungschützengruppe im Jahre 1947 kam der Aufschwung und der Verein gab sich im selben Jahr eine neue Satzung und wurde in „St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1325“ umbenannt.

In den 50er Jahren wurde der Ausbau der Schießanlagen vorgenommen. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, in vielen Schießdisziplinen Wettbewerbe durchzuführen.

1963 folgte der Bau der ersten Schützenhalle, die es erlaubte unabhängig von Witterungseinflüssen unsere Schützenfeste auf dem Schützenplatz zu feiern.

Ein weiterer Meilenstein bildete der Bau unseres Schützenhauses mit Clubraum und Hausmeisterwohnung im Jahre 1974.

Damit waren auch die Weichen gestellt für unser großes Jubiläum  1975 (650 Jahre Schützenwesen in Bad Honnef). Die Festschrift zu diesem Jubiläum war und ist eine unschätzbare Dokumentation zur Geschichte unserer Bruderschaft.

1989 war es dann an der Zeit unsere erste Schützenhalle durch einen Neubau zu ersetzen. Damit konnten die bisher getrennten  Bereiche unter einem Dach zusammengefasst werden.

Unser Jubiläum im Jahre 2000 war ein glanzvoller Höhepunkt. Gefeiert wurde wie in alten Zeiten im Rahmen der Honnefer Kirmes im Kurpark.
Der Versuch unser Schützenfest auf Dauer in der Stadt im Rahmen der Kirmes zu feiern, musste nach wenigen Jahren wieder aufgegeben werden.

 

Autor Rolf Menzel